Oral History: Italienische Nacht

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Daran muss man sich nicht erin­nern, man kann sich daran erin­nern. Auf­schreiben kann man es nicht, aber auf Band sprechen. Es war nicht Außergewöhn­lich­es, nur möglich, jet­zt plöt­zlich ist es wichtig. Genau daran erin­nert man sich, an das, was vorher und nach­her war nicht. Solche Sachen will man von einem wis­sen, was jeden Tag war und doch nicht jeden Tag. Wie man seine Som­mer ver­bracht hat, was einem als Kind das Lieb­ste war, wohin es auf Urlaub ging.

Wer noch nicht sein ganzes Geld im Freibad aus­gegeben hat, kann sich nach Bade­schluss eine Ret­zer, eine Salzgurke frisch aus dem Fass kaufen und später in ein­er mit Bast­mat­ten aus­gek­lei­de­ten und mit Son­nen­schir­men nach oben abgeriegel­ten Eis­diele im Innen­hof eines Althaus­es in ein­er echt ital­ienis­chen Nacht sein echt ital­ienis­ches Eis essen gehen. Was soviel heißt wie, nicht am Stiel tiefge­froren oder durch Warten kön­nen cremiger gewor­den im Bech­er. Man machte sich seine ital­ienis­che Nacht sel­ber, sie musste einem nicht gemacht wer­den, so oft es eben ging. Das weiß man noch, als wäre es gestern gewe­sen. Was gestern war, weiß man nur, wenn es einem gesagt wird. Eis­diele und ital­ienis­che Nacht waren trotz ihrer Lage in unmit­tel­bar­er Umge­bung weit­er weg als das Bad, in das man jeden Tag fuhr. Es gab sie nur manch­mal, wenn man in den Hofein­gang abbog und in den Innen­hof zu ihnen ging, wo sie sich vor den Augen der Nich­tort­skundi­gen ver­bor­gen befan­den.