Spiegel

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Entschei­dend ist der Ganzkör­per­spiegel. Er muss streck­en. Sein Platz ist: bevor man das Hotelz­im­mer ver­lässt. Man geht aus dem Zim­mer mit der Gewis­sheit, man hat es bish­er nicht über­trieben und wird nicht gle­ich daraus die Kon­se­quen­zen ziehen müssen, wenn man es an diesem Abend ein wenig übertreibt. Man fühlt sich wohl und sieht auch noch nach jeman­dem aus, auf den sich sofort alle Blicke richt­en. Dass der Spiegel streckt, weiß man nicht, dass man das Früh­stück nicht zu Ende bringt, schon. Es ist einem am Abend nicht schlecht gewor­den, es wird einem auch vom Früh­stück nicht schlecht, es schmeckt nur nicht. Man hat am Mor­gen nicht annäh­ernd so schlecht gerochen, wie man nach dem gestri­gen Abend eigentlich riechen hätte müssen, weil zu einem funk­tion­ieren­den Zim­merser­vice gehört, dass selb­st dann noch die Zim­merk­li­ma­tisierung in Betrieb ist, wenn man die ganze restliche Nacht bei aus­geschal­teter Kli­maan­lage rauschfrei geschlafen hat.

Damit kön­nte es sein Bewen­den haben, aber der Früh­stück­sz­im­mer­spiegel quetscht. Der Aufzugsspiegel wiederum kommt der Wirk­lichkeit am Näch­sten. Es gibt ein Zusam­men­spiel der Spiegel, ein Vor­spiel und ein Nach­spiel, ein Vor­spiegeln und ein Nach­spiegeln. Der Aufzugsspiegel dient dem let­zten Kon­troll­blick unter anderen Lichtver­hält­nis­sen als denen im Zim­mer vor dem Betreten des Früh­stück­sraums oder dem Ver­lassen des Hotels. Der Früh­stück­sraum­spiegel sagt einem mit jedem Blick hinein: „Genug gegessen“, auch schon vor dem Früh­stück, außer gegen Auf­preis für das „Früh­stück Spezial“, weil es einem das wert war, bis der Aufzugsspiegel einem nach dem Ver­lassen des Früh­stück­sraums mit­teilt: „Soviel auch wieder nicht“ und der Zim­mer­spiegel einem zu ver­ste­hen gibt, die Zufrieden­heit mit den Leis­tun­gen des Hotels ver­di­ent die Höch­st­note.