Wunschleben

Von

Was hin­dert dich daran, deine Wun­schex­is­tenz zu führen? Weichgeze­ich­net, Scheiben getönt, Luft gefiltert. Verträumt, verk­lärt. Abend­him­mel, Mor­gen­him­mel, stern­klare Nacht. Mich an dein­er Seite, jeden Augen­blick, den ich fes­thalte, du wählst aus. Was hält dich ab? Du bes­timmst, wann es Mor­gen ist, wann es Abend wird.

Du machst es vor, dir macht man es nach. Du weißt Bescheid. So geht man es an. Das Ufer. Der See. Der Nebel über dem See. Mor­gens der Erste, bis Schnee liegt. Die dir um die Beine stre­ichende Katze, der Schmetter­ling im Bild, du lässt sie um deine Beine stre­ichen, du lässt ihn auf dir sitzen, du hast den Riss in dir gespürt, das Unvorherge­se­hene, das Unge­plante, sie sind gekom­men, um dich zu trösten.

Du am Steg, Ganzkör­p­er-Neo­pren, Taucher­brille gerichtet, Schwim­m­gang: Aufgewühlt, so weit man sehen kann, Wass­er. Das Warme nach unten, das Küh­le nach oben. Hin­auf die Leit­er, den Wind dahin­ter, die Wellen darunter, von den Schulsegel­booten das Klin­geln der Kara­bin­er an den Mas­ten. Du, entstiegen. Dein Auf­tauchen dazwis­chen. Ein neuer Mor­gen, neu zusam­mengeschnit­ten.

Ein anderes Leben, das dir nie­mand nei­den kann, gib­st du ab. Dazu hast du keine Zeit. Dein Kör­p­er, für den du etwas tun musst, du kannst ihn nicht ver­wen­den, um etwas zu erledi­gen. Das wenige nicht Herzeig­bare von dir bringst du schnell und ver­steckt vor allen hin­ter dich, das, was man nicht bei dir sucht und was man nicht von dir wis­sen will. Die Strecke aber, die du kraulst vom Ste­gende bis zum Ufer, tagtäglich, in Kilo­me­tern angegeben, wenn du nicht ger­ade deine Wal­drunde jog­gst, rund um den See, in den Wald hinein und aus dem Wald her­aus, als gin­ge das alles müh­e­los, jedes einzelne Wald­stück ein Erleb­nis für sich. Diese Schwimm­strecke und diese Wal­drunde hätte jed­er gerne für sich. In so einem Wun­schleben wie deinem.

Du, der Traumver­wirk­lich­er für dich. Du, der Sehn­sucht­sen­twick­ler für alle anderen. Du, der soviel mehr sein Leben auslebende als alle. Du, der nichts aus­lässt, als gäbe es kein Zeitlim­it für alles, was du machst. Für alles, was dich inter­essiert, und für alle, die dir wichtig sind, jed­erzeit zu haben.