Hier und heute – aber heute heute auch dort

Von

Bin doch nicht hier und nicht heute
im Kampf um Tro­ja gefall­en, vom einem Hek­tor
zugedacht­en Pfeil ins Herz getrof­fen, als wäre
ich der gewe­sen, bin vielmehr in älteren Tagen,
gle­ich­falls wed­er hier noch heute, an der Seite
des Großen Kur­fürsten vom Pferd geschossen,
ohn­mächtig liegenge­blieben, bin als den Helden-
tod Gestor­ben­er sowohl hier als auch heute
von Feld­marschall von Hin­den­burg gefeiert wor­den.
hier bin ich, damals war mein let­ztes Heute,
von Achilles, ihm von Athenes Hand geführtem Pfeil
in den Kopf getrof­fen, hinge­sunken, ins Schat­ten-
reich abberufen wor­den, wo jedem Neuankömm­ling
die Koor­di­nat­en erlöschen, die zu Fest­stel­lun­gen
wie HIER und HEUTE den Krieger geleit­en.
hier war es, daß ich: HIER und HEUTE? mich
fra­gend, alt erwacht bin, über Nacht geal­tert
(und dabei geblieben, und wärs kein Traum gewe­sen).
hier und heute, das läßt sich alle Tage sagen,
sofern man geboren wor­den und nicht tot ist.
hier, aller Voraus­sicht hier, werde ich, nicht andern-
orts, nicht gestern, wie befürchtet, eher mor­gen
als erst heute, nicht mehr ein- oder aufat­men.
werd mich aber (wann?) am Jüng­sten Tag
(wo?) auf dem Fried­hof, aus dem Fam­i­lien­grab
mit allen Aufer­stande­nen erheben.
die Fest­stel­lung HIER und HEUTE set­zt Zeit-
und Raumge­fühl voraus, bei Men­schen aus­geprägter
als bei Säugetieren. bei Säuglin­gen so wenig
vorhan­den wie bei den Fis­chen, wohl aber bei den
Pflanzen, die ihre Bewe­gun­gen der Sonne anpassen.
Als ich hier und heute am Nil spaziere, wird mir
auf der Göt­ter Geheiß der kleine Moses zu Füßen
in einem Bam­buskör­bchen ange­spült, von mir
gebor­gen und großge­zo­gen zu wer­den.
gestern, heute und mor­gen, diese Trias hat uns
die Logik eingegeben, vor der Zeit der ersten
Mond­kalen­der. und wer HIER sagt,
denkt unbe­wußt ein DORT mit,
ein Irgend­wo, ein Nir­gend­wo.