London Bridge is Down

Von

Das Hier und Heute einz­u­fan­gen, was für eine Sisyphosar­beit! Kaum hat man ein Eckchen vom Heute erwis­cht, ist es schon wieder weg, zer­bröselt es einem zwis­chen den Fin­gern, kommt schon wieder das näch­ste. Das Hier ist zwar ein biss­chen beständi­ger, ändert sich aber auch gern. Da ist es doch viel ein­fach­er, Geschicht­en zu erzählen, die nicht so rasch altern, die gar nicht wahr sind oder möglichst weit weg im Mor­gen spie­len, damit es keine Zeitgenossin mehr auf Rel­e­vanz über­prüfen kann.

Hier und heute sitze ich im Zug in die alte Heimat und sehe mir die Begräb­nisz­er­e­monien der Queen, die seit in der Früh über­tra­gen wer­den, auf dem Handy an. Die Queen hat mir nie viel bedeutet, sie war vor mein­er Geburt schon da, 53 Jahre meines Lebens war sie Köni­gin von Großbri­tan­nien und dem mir undurch­schaubaren Com­mon­wealthge­bilde, und jet­zt gibt es plöt­zlich einen nicht mehr jun­gen König, der bish­er eher als wun­der­lich­er Prinz durch die Presse gegeis­tert ist. Ganz Lon­don hat sich in den Tagen zuvor in ein­er 16 Kilo­me­ter lan­gen Schlange angestellt, um der Queen die let­zte Rev­erenz zu erweisen, David Beck­ham stand zwölf Stun­den lang an, um sich vor ihrem Sarg (ca. 250 Kilo­gramm schw­er, er ist mit Blei aus­gek­lei­det) zu ver­beu­gen. Eine Glan­zleis­tung der Briten, die ohne­hin Welt­meis­ter im Queu­ing sind. Zwei Mil­lio­nen Men­schen, ver­gle­ich­bar mit der Ein­wohn­erzahl Wiens, haben sich angestellt, manche sog­ar zweimal! Wenn man sich vorstellt, alle zwei Mil­lio­nen Wiener müssten sich irgend­wo anstellen, wird einem mul­mig zumute. Die britis­che Regierung gab Ratschläge, wie Power­banks und genü­gend Pro­viant mitzunehmen, diese Tipps hät­ten die Briten wohl nicht gebraucht. Mit Deck­en im Schot­tenkaro um die Schul­tern und Flach­män­nern oder Ther­moskan­nen in der Hand, ver­mut­lich gefüllt mit englis­chem Tee mit Zuck­er und Milch, der in sein­er Stärke nur noch vom irischen übertrof­fen wird, bewegten sie sich langsam vor­wärts, manche mit lusti­gen Hüten oder eingewick­elt in die britis­che Flagge. König Charles und Prinz William besucht­en die Schlange und unter­hiel­ten sich mit den Wartenden, von denen nur etwa 1000 medi­zinisch behan­delt wer­den mussten, 136 davon im Spi­tal.

Ich koche mir jet­zt auch einen starken schwarzen Tee. Ich bin in der Mansarde eines umge­baut­en Wein­presshaus­es auf der Wein­straße, an der slowenis­chen Gren­ze, in der Nähe unseres alten Wein­garten­haus­es, das schon lange einem der großen Winz­er dieser Gegend gehört. „Nur über meine Leiche kriegst du mein Haus“, sagte meine Urgroß­mut­ter in ver­gan­genen Zeit­en zu dem Urgroß­vater der Winz­er­nachkom­men, der es ihr immer und immer wieder abkaufen wollte, und so ist es dann auch gewe­sen. Sie wollte es nicht hergeben, aber nach ihrem Tod war nichts mehr zu machen. Zehn, fün­fzehn Jahre noch kon­nte es ein­er ihrer Enkel, mein Onkel, hal­ten, dann ging es nicht mehr, zu viele Schulden hat­ten sich ange­häuft, zu viele „Fre­unde“ hat­ten den Wein kisten­weise aus dem Weinkeller getra­gen, die Gast­fre­und­schaft mein­er Tante und meines Onkels war über­stra­paziert wor­den. Damals hat­te man noch nicht ahnen kön­nen, dass der steirische Wein später so reüssieren würde, dass ein Wein­hang, der in den Süden schaute, sich zu ein­er Gold­grube entwick­eln kön­nte. Damals bedeutete ein einzel­ner steil­er Wein­hang sehr viel Arbeit und wenig Ertrag, außer­dem kon­nte man den Wein nicht so gut verkaufen wie jet­zt. Er war nicht beson­ders exquis­it, wurde nor­maler­weise in Dop­pel- oder Ein­liter­flaschen und sel­ten in den ele­gan­ten Sieben­zehn­tel­bouteillen verkauft, vor allem aber kan­nte ihn außer­halb der Süd­steier­mark kein­er, es war nicht schick, sich in dieser Gegend aufzuhal­ten, geschweige denn, hier Urlaub zu machen. Das änderte sich mit der Zeit, irgen­dein Genie hat das Schlag­wort von der „Steirischen Toskana“ erfun­den. Mehr hat man nicht gebraucht. Jet­zt schlän­geln sich vom Früh­jahr bis spät in den Herb­st die Dop­peldecker­buskolon­nen über die schmalen Wege. Das mehr als hun­dert Jahre alte Winz­er­haus mit dem dazuge­höri­gen Presshaus und diversen Nebenge­bäu­den ist heute eine wertvolle Immo­bilie und keine belas­tende Hypothek.

Hier hat es ca. 16 Grad, der einzige Heizkör­p­er wird dreimal am Tag heiß, für wenige Stun­den, mehr als 19 Grad kom­men aber nicht zus­tande, und es geht dann schnell wieder runter auf 16 Grad. Tagsüber sitze ich draußen auf der Ter­rasse, wenn die Sonne rauskommt, wird es richtig warm. Gestern hat Putin die Teil­mo­bil­isierung Rus­s­lands verkün­det, die näch­ste Eskala­tion­sstufe nach der Ver­laut­barung, dass soge­nan­nte Ref­er­en­den in den Gebi­eten von Luhan­sk, Donezk u.a. stat­tfind­en wer­den, schon in der Woche darauf. Dann han­delt es sich um rus­sis­ches Staats­ge­bi­et, dann wer­den wom­öglich die ukrainis­chen Vertei­di­gungskämpfe als Angriffe auf rus­sis­ches Staats­ge­bi­et gew­ertet. Die Queen und Charles sind aus den Schlagzeilen ver­schwun­den, am Rande hört man von den Protesten in Teheran, bei denen schon zehn Men­schen getötet wur­den. Nach­dem eine junge Frau von der iranis­chen Sit­ten­polizei festgenom­men wor­den war wegen ihres nicht kor­rekt sitzen­den Kopf­tuch­es und sie kurze Zeit später gestor­ben ist, formierten sich einige Kundge­bun­gen.

Im Wein­garten­haus heizte man mit dem Küchen­herd, in der großen Stube gab es ver­mut­lich noch einen Kach­e­lofen, aber so genau weiß ich das nicht mehr. Es ist zu lange her. Ich mache einen Spazier­gang über die Wein­straße zu unserem ehe­ma­li­gen Winz­er­haus. Es ist ziem­lich viel umge­baut wor­den, eine abweisende Mauer wurde um einen Großteil des Grund­stücks herum errichtet. Als ich mich dem Ein­gangstor nähere, mit dem vagen Vor­satz, eventuell anzuläuten, bellt mich ein großer zot­teliger Hund an, ich glaube, es ist ein Bern­har­diner. Ich sage ihm, dass hier früher ein Teil mein­er Fam­i­lie gewohnt hat, dass ich hier keine Unbekan­nte bin, dass mein Name hier etwas bedeutet, sog­ar, dass es ein Foto mein­er Urgroß­mut­ter von hier gibt – sie sitzt auf der Haus­bank, neben ihr zwei Bern­har­diner. Ihm ist es egal, er bellt weit­er, ich läute nicht. Ich umrunde das Anwe­sen, den alten Ziehbrun­nen, der durch ein Holzhäuschen geschützt ist, haben sie nicht mit in ihr Grund­stück aufgenom­men, er ste­ht außer­halb und wird offen­sichtlich nicht mehr genutzt, um die ver­wit­terten Holzbret­ter rankt sich irgen­dein Gesträuch. Die Bret­tertür ist mit einem Vorhängeschloss gesichert. Schade, ich hätte gerne ein­fach nur hineingeschaut, bis auf den Grund. Es hat mich früher immer fasziniert, dass man einen leeren Kübel hin­un­terge­lassen und ihn dann voll mit Wass­er wieder hin­aufge­zo­gen hat, bess­er gesagt, an der großen knirschen­den Rad­kurbel gedreht hat, bis der schwank­ende Kübel mit dem her­auss­chwap­pen­den Wass­er wieder zu sehen war. Mein Onkel musste sich weit über den Brun­nen­rand beu­gen, um den Kübel zu erwis­chen.
Nur von unten, vom oberen Anfang des Wein­hanges aus, sieht man ein wenig in den Garten hinein und auf das Haus. Ich ste­he unter ein­er Plat­tform, die sie in den luftleeren Raum gebaut haben, das machen jet­zt viele Winz­er in dieser Gegend. Sitzt man auf dieser, oft gläser­nen Ebene, glaubt man sich direkt zwis­chen den Reben und bestellt noch eine Flasche, weil es so unbe­grei­flich schön ist, ger­ade jet­zt im Herb­st mit seinen starken Orange- und Braun­tö­nen und dem jun­gen milchi­gen Wein, dem Sturm, der jeden Tag stärk­er wird. Der Alko­hol hil­ft, die unbe­grei­fliche Schön­heit auszuhal­ten. Und auch den Nebel, auch er ist unbe­grei­flich schön, aber auch gefährlich, er kann einem ins Gemüt kriechen und da bleiben, wenn man nicht auf­passt. Auch helfen die Kas­tanien, bei denen man wie jedes Jahr rät­selt, sind es noch ital­ienis­che oder schon ein­heimis­che? Stets wird nachge­fragt, sind es jet­zt endlich die ein­heimis­chen? Und fast immer sind es die ital­ienis­chen.

Als Kind bin ich diesen Wein­hang auf und ab gelaufen, ein­mal auch weit­er weg, und da stand dann ein jugoslaw­is­ch­er Zöll­ner vor mir, mit einem Schäfer­hund an der kurzen Leine und scheuchte mich mit ein­er wis­chen­den Hand­be­we­gung zurück. Wir sprachen bei­de kein Wort, aber ich ver­stand sofort. Ich wusste ja, dass da irgend­wo die Gren­ze war. Und er wusste offen­bar, dass ich kein jugoslaw­is­ches Kind war. Vielle­icht hat­te er mich schon öfter beobachtet, auf der anderen Seite. Vielle­icht kan­nte er alle Kinder aus dieser Gegend, die sich hin und wieder über die grüne Gren­ze verir­rten, auf bei­den Seit­en. Vielle­icht bin ich auch absichtlich zu weit gegan­gen, habe absichtlich aus­gereizt, wie weit ich kom­men würde, vielle­icht wollte ich wis­sen, wie es drüben aus­sah. Das kann ich nicht mehr sagen, aber mein erwach­senes Ich würde es meinem kindlichen Ich zutrauen (oder wün­schen?). Es sah natür­lich ziem­lich ähn­lich aus, es han­delte sich ja um dieselbe Land­schaft. Auf den ersten Blick hätte man keinen Unter­schied erkan­nt, auf den zweit­en, dass es ein biss­chen wilder wirk­te, mehr verwach­sen, weniger frisiert. Aber damals war „unsere“ Seite auch noch viel wilder als heute, wo alles zurecht­ges­tutzt und eingezäunt ist und manch­mal selt­sam zugeschnit­tene Pflanzen in den Gärten ste­hen. Wo die Flure bere­inigt sind, wie man sagt. Heute gehe ich nicht zu weit, sog­ar weniger weit als möglich wäre, weil ich nicht mehr ganz genau weiß, wo denn diese Gren­ze nun tat­säch­lich ver­läuft.

Zwei Monate später

Mein Hier und Heute hat sich verän­dert, ich bin an einem anderen Rand der Steier­mark, im Kopf dieses Gebildes (das mich immer an ein unför­miges Tier erin­nert), der an Salzburg gren­zt, im Ausseer­land, direkt in Altaussee. Seit zwei Tagen hat es sich ein­gereg­net, es ist neblig und kalt, der Herb­st wird hier über­mor­gen – da ist Schnee ange­sagt – in den Win­ter überge­hen. Man hört es rieseln, rin­nen und plätsch­ern. Über den See ziehen die Nebelschwaden, und wieder muss ich auf­passen, dass sie mir nicht ins Gemüt gleit­en. Am ersten Tag war es noch son­nig, da spiegel­ten sich die Berge auf der glat­ten Wasser­ober­fläche. Die meis­ten Betriebe sind zuges­per­rt und wer­den im Dezem­ber wieder öff­nen – für die Wei­h­nachts- und Ski­sai­son. Seit ein paar Tagen stre­unt ein großer heller Hund mit kurzen Lock­en durch die Seeufer und den Prom­e­naden­weg. Er geht herum und bellt, ich habe noch nie­man­den gese­hen, der zu ihm gehören würde. Jet­zt bellt er ger­ade wieder. Ange­blich bellen her­ren­lose Hunde gar nicht, vielle­icht hat er Schmerzen oder Hunger? Ich bin nicht geübt im Umgang mit Hun­den, weiß nicht, was man in so einem Fall macht. Ich kön­nte auf das Gemein­deamt gehen und es melden, aber vielle­icht darf er ja hier allein herumwan­dern und bellen, vielle­icht hat er das Recht dazu. Es wider­strebt mir, ihn zu melden, seine Frei­heit anzuzweifeln. Ich gönne sie ihm, und falls er kein Recht dazu hat, wird sich ohne­hin früher oder später ein Ein­heimis­ch­er darum küm­mern. Merk­würdig ist es den­noch, hier im Ort ist alles so akku­rat gepflegt und zusam­mengeräumt, der See ist auch im Regen spiegel­glatt, da wirkt ein ein­samer Hund umso unpassender. Selb­st die Wal­drän­der rund um den See sehen in ihrer pit­toresken Rauheit ordentlich aus. Die moos- und baumüberwach­se­nen Fin­d­linge scheinen kun­stvoll ange­ord­net, auf einem ist sog­ar ein schmaler Jausen­tisch mit ein­er Bank instal­liert. Vor eini­gen Jahren wurde hier eine James-Bond-Szene gedreht. Ob James Bond mit ein­er schö­nen Frau in der let­zten Szene an diesem Tisch saß? Wahrschein­lich nicht, zu wenig spek­takulär, zu sta­tisch.

Vom englis­chen König hört man nichts mehr, es laufen wohl die Vor­bere­itun­gen zur Krö­nung, die im näch­sten Mai stat­tfind­en wird. Mir leuchtet jet­zt ein, warum die Krö­nungsz­er­e­monie mehr als ein halbes Jahr später sein wird, wäre sie bald nach dem Begräb­nis der Queen ange­set­zt gewe­sen, hätte man gle­ich das ganze royale Pul­ver ver­schossen, so kann man den Bom­bast wieder aus­giebig aufs Neue zele­bri­eren. Vielle­icht wird es wieder Queu­ing-Reko­rde geben. Die Kurzzeit-Pre­mier­min­is­terin Liz Truss wiederum hat es geschafft, von der alten Queen kurz vor ihrem Tod angelobt zu wer­den und beim neuen König gle­ich ihren Rück­tritt einzure­ichen. Unter zwei Monar­chen als Regierungschef zu dienen hat zulet­zt vor ihr nur Win­ston Churchill zus­tande gebracht.

Der Krieg gegen die Ukraine geht indessen uner­bit­tlich weit­er, Putin lässt die Energie-Infra­struk­tur bom­bardieren, zehn Mil­lio­nen Ukrain­er sind zu Win­ter­be­ginn ohne Strom. Ein kom­plet­ter Black­out in Kiew dro­ht. Immer wieder wer­den neue Folterkeller ent­deckt, in der Ukrain­er mis­shan­delt und umge­bracht wur­den. Vor ein paar Tagen schlu­gen zwei Raketen im pol­nis­chen Gren­zge­bi­et ein und töteten zwei Men­schen. Kurz herrschte Angst, auf Seit­en der Ukraine wohl auch Hoff­nung, dass dies der Anlass­fall für die Ein­schal­tung der Nato sein kön­nte. Offiziell einigte man sich darauf, dass es Irrläufer waren, also kein absichtlich­er Angriff Rus­s­lands auf Polen. Seit Tagen beteuert Rus­s­land nun wieder, keine Atom­waf­fen ein­set­zen zu wollen, was in dieser Vehe­menz äußerst bedrohlich klingt. Es ist unbe­grei­flich, dass es im 21. Jahrhun­dert einem Land gelin­gen soll, ein anderes auszulöschen. Im Iran gehen die Proteste unver­min­dert weit­er, 300 Demon­stran­ten wur­den bere­its getötet, fünf zum Tod verurteilt. Frauen, die ohne Kopf­tuch oder auch nur mit lock­er gebun­den­em Schal auf die Straße gehen, wer­den von den iranis­chen Sit­ten­wächtern weit­er­hin geschla­gen und ver­haftet.

Hier in Altaussee gibt es Aufre­gung um eine alte Vil­la mit weitläu­figem Grund, die der Investor Androsch in eine Hote­lan­lage umbauen lassen will. Die Vil­la war arisiert wor­den und diente einem Gauleit­er als Som­mer­res­i­denz. Nach dem Krieg kam die Vil­la wieder in den Besitz der Fam­i­lie. Vor Jahren erwarb dann eine Androsch-GmbH das Anwe­sen. Der Bürg­er­meis­ter ist für die touris­tis­che Nutzung, eine Bürg­erini­tia­tive mit den ort­san­säs­si­gen Kün­stlern Bar­bara Frischmuth und Klaus Maria Bran­dauer dage­gen. Meine Mei­n­ung zählt hier zwar nicht, und es fragt mich auch kein­er, aber ich bin auch dage­gen, wenn man durch den Ort geht, scheint es genug Hotels und Häuser mit Frem­den­z­im­mern zu geben. Das behaupte ich als Nichtzuständi­ge und Nich­tan­säs­sige, aber vielle­icht ist es falsch. Vielle­icht braucht es doch noch mehr Unter­bringungsmöglichkeit­en. Dem Investor Androsch jeden­falls „geht das alles auf die Ner­ven“, eine his­torische Sub­stanz sei gar nicht mehr vorhan­den, die Vil­la „abge­sandelt“. Er dro­ht damit, sie an Immo­bilien­haie zu verkaufen, diese wür­den dann Chalets hin­bauen. (Zitate aus der Zeitung „Der Stan­dard“ vom 16. Novem­ber.) Er will also selb­st etwas Hässlich­es hin­bauen, und wenn man ihn das nicht in Ruhe tun lässt, verkauft er es an jeman­den, der etwas noch Hässlicheres hin­stellt. Das klingt kindisch und patri­ar­chal. Wer sagt außer­dem, dass Chalets hässlich­er sind als Hote­lan­la­gen? Solche Dinge wur­den auf der UN-Kli­makon­ferenz in Sharm el-Sheik bish­er nicht gek­lärt, wie auch so vieles andere nicht.
Was zwar nicht hier aber fast heute (über­mor­gen) begin­nt: die Fußball­welt­meis­ter­schaft der Män­ner in Katar. Ein lei­der deprim­ieren­des Ereig­nis, denn noch nie wurde uns im Fußball so völ­lig unge­niert und men­schen­ver­ach­t­end die Macht des Geldes vorge­führt, mit all den Toten, auf deren Rück­en diese wun­der­schö­nen Wüsten­sta­di­en gebaut wur­den … und nicht ein­mal das amerikanis­che Bud­weis­er wird verkauft, wie ger­ade bekan­nt wurde, obwohl es doch ver­sprochen wor­den war. Es wird kein Bier rund um die Sta­di­en geben. Nur die VIPS in ihren Lounges dür­fen sich mit teuren Alko­ho­li­ka legal besaufen. Ob das Ver­sprechen, LGBTQ+-Personen unbe­hel­ligt zu lassen, auch gekippt wird? Bess­er, man lässt es nicht darauf ankom­men.
Dies­mal wird es kein Paninial­bum geben, das ich gemein­sam mit meinem Sohn vol­lk­lebe. Auf dem Sofa sitzend, die Spiele ver­fol­gend, die Dop­pel­ten und Dreifachen aus­sortierend, wobei ich von ihm abgeprüft werde, was ihm einen wahnsin­ni­gen Spaß macht, er lobt mich, wenn ich richtig antworte, und schüt­telt resig­nierend den Kopf, wenn falsch (was öfter vorkommt). Prü­fungsstoff sind die teil­nehmenden Län­der, die Teamkad­er der großen Fußball­na­tio­nen, die Train­er, die aktuellen und früheren Vere­ine der Spiel­er (der mir bekan­nten wohlge­merkt, mein Sohn weiß näm­lich, welche Spiel­er ich kenne und welche nicht, nur sel­ten kann ich ihn über­raschen), ihre Posi­tion oder auch pri­vate Skan­dale wie Führerscheinentzug oder zu viele Par­tys gefeiert. Der Stoff ist schi­er unendlich. Der Hund bellt wieder.

Diese Geschichte wird es nicht geben.