spuren

Aus dem Gedichtband spuren

Von

ich spüre die Zärtlichkeit der Wärm­flasche
unter dem Schreibtisch
wie sie flüstert und blub­bert
und mir Gedichte dik­tiert
bin vol­lkom­men aus­gesöh­nt
(oder aus­getöchtert) mit der Welt
spüre wohlige Mit­ge­fühls­girlan­den
kreuz und quer in den Straßen
spüre Empathie für Humpelvögel
in den Lichthöfen jed­er Stadt
welche mit Krüp­pel­beinchen
fran­sige Orna­mente im Staub hin­ter­lassen
und beina­he schon Imi­ta­tio­nen
von Omas alten Tape­ten in der Woh­nung
in Deutsch­furt kreieren
die ver­wun­sch­enen Wände
mit ihren sagenum­wobe­nen Zeichen
und den oblig­a­torischen Wach­s­tumsstrichen
im Tür­rah­men
spüre die grauen
und mor­gens grauen­vollen Haare
mit ihrem Hang zur Selb­st­darstel­lung
werde wie Fleis­chw­er­dung
anlässlich meines ersten Friseurbe­suchs
als ich wie MORTEN HARKET
ausse­hen wollte um in der Dis­co
nicht abzustinken

© Lim­bus Ver­lag, Inns­bruck 2025