Vor Ort

Von

Die Ver­suchung, eine Geschichte zu schreiben, in der ein­er träumt, er würde K ent­führen. K und seine Klone (Klon*innen) in einem Klein­bus. Seid ich alle da? Ja? Also passt auf, wir fahren jet­zt vor­erst ein­mal nach Moria. Da sitzen sie alle im sel­ben Bus oder ist es ein Boot, ach ja, eher ein Boot, vielle­icht ein Tragflügel­boot, das Schif­ferl schwingt sich daune vom Land / ade / jet­zt fahren wir nach Griechen­land / ade, Moria, das ist eine Super-Des­ti­na­tion, Schlamm­bäder mit Kinder­chor im Hin­ter­grund, veren­dende Kinder, die sin­gen beson­ders rührend, aber da darf man nicht emo­tion­al wer­den, nicht sen­ti­men­tal wer­den, wir müssen weit­er, weit­er, immer weit­er, wir fahren übers weite Meer, wo die Flüchtlings­boote versenkt wer­den / mein Schatzerl seh i nim­mer­mehr / ja, das ist trau­rig , aber alter­na­tiv­los, die Küstenwachen und Fron­tex, die machen nur ihren Job, ein paar Unsrige, ver­sierte Schif­fer­l­versenker, sind wom­öglich auch dabei, aber das sehen wir nur von fern, von oben, denn unser Boot hat sich erhoben, fliegt, erstaunlich, oder nein, jet­zt sitzen wir – ist ja eben ein Traum – jet­zt sitzen wir plöt­zlich in einem Flugzeug, unter lauter Afgha­nen, die bis auf weit­eres nicht abgeschoben wer­den dür­fen, aber was solls, wir schieben ab, stolz­drauf, da fliegen sie, da fliegen wir, unten, wie auf ein­er Land­karte, Türkei, Syrien, Irak, der Euphrat, der Tigris, Iran, dann Afghanistan, Berge, Berge, in die Berg bin i gern, da gfreut si mei Gmüat, man ver­ste­ht gar nicht, warum diese Men­schen nicht in ihrem Land bleiben wollen, sehen Sie doch, sagt K zu den Afgha­nen, wie hüb­sch Sie es da unten haben, und ja, die Reiseg­ruppe aus der Alpen­re­pub­lik kön­nte sich da auch recht ange­heimelt fühlen, Alm­röserln, Enz­ian, stimmt, die weib­lichen Klone wer­den die Bur­ka tra­gen müssen, aber wahrschein­lich nur vorüberge­hend, es wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird, nach und nach wird sich alles beruhi­gen, stimmt, in Kab­ul explodiert hier und da noch etwas, und da und dort auf dem Land gibt es noch Schar­mützel, aber das legt sich, auch die Ami-Drohnen fall­en von Tag zu Tag weniger dicht, Afghanistan ist schön, komm und bleib, grüß Gott, sagen die Tal­iban, aber nein, das ist ein Missver­ständ­nis, sagt K, holt mich hier raus, ruft er in sein Smart­phone, aber die Verbindung ist schlecht, man hört ihn kaum.

Ich habe niemals nicht die Unwahrheit gesagt, sagt er. Niemals nicht vorsät­zlich. Ich habe die Balka­n­route ges­per­rt. Ich bin der Vertei­di­ger unser­er abendländis­chen Werte. Ich habe den Papst heimge­sucht, der Heilige Vater hat Ver­ständ­nis für unseren speziellen Umgang mit der Flüchtlings­the­matik. Oder war das Trump. Oder war das mein lieber Fre­und Orban.
Holt mich hier raus! Jet­zt wird es allmäh­lich ungemütlich ... Was tut Ihr denn ohne mich? Ihr wollt mich doch zurück­haben – oder? ... Oder doch nicht? ... Hab ich da etwas nicht mit­gekriegt? Das darf doch nicht wahr sein!
Mashal­lah, sagen die Tal­iban.