Die Schneidmangel

Von

Senkrecht auf ein­er eisen­gegosse­nen Rohrkreuche aus zwei Hemis­phären ragt ein Bundpfratt genan­nter Holm aus geschlif­f­en­er Linde oder Kiefer auf. An der Scherge, ein­er mit Kugel­ge­lenk verse­henen Spreuze, sind vier Ochsen befes­tigt, die mit roher Gewalt die Blattgöpel genan­nten Klin­gen bewe­gen, indem sie kraftvoll hin und her ziehen. Man heißt dies Bewe­gen die Knis­presche, und die Wiese singt wie eine sausende Näh­mas­chine, wenn die Schnei­d­man­gel über sie geket­telt wird. Das ist näm­lich so: Ein Vaku­um entste­ht, sowie die Rinder die hölz­er­nen Knir­bel bewe­gen – und das Gras wird darob von unten in das als Saug­binse bekan­nte Rohr eingeschmaut – in die trapezför­mige Pfrat­te, wie man sagt – in den Zerkleinerungsap­pa­rat der Hackschleuche.

Her­aus fällt der soge­nan­nte Schnapp­musel, zerklein­ertes Wei­dew­erk, geschnittenes Gras: Dieses fressend erhal­ten die Ochsen ger­ade so viel Kraft, wie die Schnei­d­man­gel benötigt.

Raphaela Edelbauer – Die Schneidmangel