geschichte ohne namen

Von

wer er sei. fragten sie. wer er sei. sei ohne belang. er sang es beina­he. sang es so vor sich hin. und stellte es dicht neben sich. diese vorstel­lung. trug er. wie einen fund. murmel­nd. in einem kästchen. ver­steckt. oder anders gesagt. er trug diesen fund als zweite haut an seinem kör­p­er und vor seinem gesicht. das machte ihn über­haupt erst möglich. machte ihn zu dem der er war. oder sein würde. und. es machte es ihm möglich diese sätze zu denken. sie zu empfind­en. sie zu sprechen und auszuset­zen. diese erin­nerung in seinem innern zusam­men zu set­zen. zu zeichen. wieder und wieder und immer wieder. auszu­malen und umzuze­ich­nen. so kon­nte er jed­er sein. und alle. zu jed­er zeit. er zog einen kleinen wür­fel aus holz her­vor. und blick­te in seine augen. wer er sei. das sei ohne bedeu­tung. zumin­d­est in sein­er vorstel­lung. kauerte er am boden. die sonne war kräftig. er spürte ihre strahlen. auf seinem rück­en. spe­icherte sich ihre wärme. sie stützte ihn. in dieser eisi­gen kälte. bei regen und schnee. regte ihn an. weit­erzu­denken. er rief sich ein schiff her­bei. set­zte es auf die am weitest ent­fer­nt zu denk­ende kante. an den let­zten rand des hor­i­zontes. so dass es ger­ade noch wahrnehm­bar war. dieses schiff. winzig klein. reflek­tierte den let­zten son­nen­strahl. dieses zu hause. das nie an der­sel­ben stelle blieb. nicht bleiben kon­nte. und trotz­dem immer sein zu hause gewe­sen war. gewe­sen sein kön­nte. er blick­te an sich hinab. set­zte sich und wartete. an ein­er straßenkreuzung. wartete bis eine kleine weiß­graue fed­er vom him­mel fiel. sie schwebte direkt auf seine geöffnete hand­fläche und blieb liegen. er öffnete seine augen. er war bere­its an bord gegan­gen. ent­deck­te die gemein­samen räume neu. jeden winkel kan­nte er. es waren ihre räume gewe­sen. sie hat­ten sich an bord ein­gerichtet. damals. ganz nach ihrem geschmack. die segel waren geset­zt. sie teil­ten vieles. so auch die vorstel­lung vom unter­wegs sein. vom zuhause sein. von lin­ien punk­ten und strichen des nach hause kom­mens und wieder ver­lassens. von der geome­trie der an und ab wesen­heit und des stets in bewe­gung und doch immer schon da seins. sie legten an. er steck­te den kleinen wür­fel in seine linke man­teltasche. und zog einen größeren dun­klen her­vor. und dann. gin­gen sie gemein­sam von bord. hin und wieder musste es sein. die weiß­graue fed­er in hän­den erforscht­en sie die küste. das wass­er. das land. die wälder. die luft. die straßen. häuser­schlucht­en und men­schen. er träumte weit­er. alleine an bord. vom heim­lichen leben. vom damals. nie­mand kon­nte es ahnen. nie­mand wis­sen. dass es so kom­men würde. dass dieses schiff. ihre behausung. nie­mand hat­te damals auch nur die ger­ing­ste vorstel­lung davon. er öffnete den großen dun­klen wür­fel und ent­nahm seinem inneren einen kleineren eben­falls dun­klen wür­fel und blick­te in zwei augen. als sie das land betreten hat­ten. nach der über­fahrt. begeg­neten sie anderen men­schen. und solchen die sich so nan­nten. erzählte er. als er wieder zurück. als er wieder von bord war. zurück vom hor­i­zont. er erzählte vom schiff. erzählte von ihr und von den anderen. dort drüben. die aus­sa­hen als seien sie men­schen. und doch war er sich nicht sich­er. irgend­wie waren sie anders. men­schlich­er würde man hier vielle­icht sagen. dachte er während er seine lip­pen zu den worten laut­los bewegte. und ger­ade deshalb sei es nicht ein­deutig auszu­machen gewe­sen. selb­st in sein­er erin­nerung blieb ein salziger geschmack an seinen lip­pen­rän­dern kleben. wenn er davon berichtete. wenn er sich erin­nern ließ. wenn ihn die bilder rahmten. von damals. die bilder vom schiff. die bilder von ihm selb­st. die bilder der bilder. und seine bilder von ihr. von sonne und mond. von den ster­nen­strahlen. den anderen. und der kleinen weiß­grauen fed­er. die so weich in sein­er hand lag. er sang dies alles förm­lich in sich hinein. ab und zu jedoch blieb jemand ste­hen. wenn er den kleinen wür­fel aus holz am rauen asphalt der straße sprin­gen ließ. und manch­mal hörte ihm auch jemand zu. hörte genau hin. ließ sich ein­fan­gen. von sein­er stimme. von seinem erzählen. und wurde wegge­spült. ging auf reisen. für ein paar momente. einige augen­blicke. wer weiß schon wie lang. und dann verk­lang das bild und die schritte. er ging wieder weit­er. oder sie. ent­fer­nte sich. ver­lor seine stimme aus den augen. und seinen geruch. aber auch dies war ohne belang. wer er sei. wen inter­essierte das schon. nicht mal ihn selb­st. sie allerd­ings hat­te es neugierig gemacht. sie wollte wis­sen. wollte wis­sen wer er war. wer er sei. wer er ist und wer er wer­den wollte. wollte wis­sen von ihm. wollte mehr. immer mehr. anstatt auf das wass­er zu sehen. sagte er leise. und ent­nahm dabei dem großen dun­klen wür­fel einen weit­eren kleinen und blick­te in vier augen. gemein­sam eine blick­rich­tung zu teilen. auf dem meer zu gleit­en. auf das meer zu schauen. und ger­ade dadurch zu einem punkt zu wer­den. zu einem einzi­gen aus­gangspunkt. und das wurde man nur dann wenn man nicht gegenüber. wenn man sich nicht in die augen. wenn man nicht vom anderen wis­sen will. son­dern. wenn man ein­fach gemein­sam auf etwas. blickt. hört. achtet. lauscht. dann. sagte er. kaum noch hör­bar. dann. hört man den atem. neben sich. und in sich. und um sich. und alles begin­nt. ein und aus. und ver­schmilzt zu etwas. zu einem ganzen aus teilen und das gle­ich­mäßig und rhyth­misch. dann ver­mis­chen sich geschicht­en erin­nerun­gen gerüche. und zahlen. auf dem wür­fel. wer­den erzäh­lun­gen. was er erzählen kann. sind nur gerüchte davon und doch. emp­fand er soet­was wie berührung. damals. wenn jemand ste­hen blieb. und ihm beim erzählen zusah. mit ihm einen moment teilte. ohne zu wis­sen wovon er sprach. und wer er sei. ohne grund und ohne ziel. denn das sei ohne­hin ohne belang. sagte er stets. wenn ihn jemand nach seinem namen fragte. dann zog er diesen kleinen hellen wür­fel aus holz her­vor. und blick­te auf seine lin­ien und kan­ten. und fiel tief in das eine in das einzelne auge. das ganz im zen­trum ruht ohne sich auch nur ein einziges mal schließen zu müssen. oder zu wollen. kein blinzeln. kein trä­nen. kein wim­pern­schlag. meist gin­gen die fra­gen­den recht bald wieder weit­er. dann saß er ruhig mit ver­schränk­ten beinen und öffnete die zur faust geballte hand. die vogelfed­er lag in ihr. weiß­grau. zit­ternd bei der kle­in­sten erschüt­terung. bei der kle­in­sten bewe­gung. wer er sei sei ohne belang. die segel jedoch. ihr ziehen zer­ren und knat­tern im wind. war eine sprache die ihm gefiel. und so fiel er und fiel immer tiefer in das schiff und das meer. und ver­fiel der sonne. dem son­nen­mond um ihren hals. und ihr selb­st. die mit ihm an bord gegan­gen war. sie wollte es. und. er wollte es so. wollte ihr ganz und gar ver­fall­en. allen war­nun­gen zum trotz. alleine schon ihrer sprache wegen ihrer anmut. alleine des meeres und des licht­es wegen des schiffes und wegen ihres auge­nauf­schlags. kurz bevor sie anhob etwas zu sagen. dieser kaum merk­bare moment. diese kürzes­tankündi­gung. bevor sich ihr brustko­rb hob und kurz innehielt. und ganz beson­ders wenn sie wollte - und dann doch nicht. dann war der auge­nauf­schlag zwar klein­er und unmerk­bar­er. gle­ichzeit­ig jedoch. war er größer. und tiefer. und reichte bis ganz tief. in sie hinein. fiel er. was für ein moment. sagte er ein­mal. und wusste nicht ob das seine sprache war geschweige denn seine stimme in der er dies aus­drück­te. alleine dafür wollte er mit ihr an bord gehen. und nicht mehr. als das meer betra­cht­en. und in sein­er vorstel­lung das schiff von kante zu kante treiben lassen. an den rand jedes einzel­nen hor­i­zontes. ohne zu wis­sen. wieviele hor­i­zonte es zu sehen gäbe. und ohne zu wis­sen. aus wievie­len kan­ten ein hor­i­zont eigentlich bestünde. an welchen rän­dern ein hor­i­zont zu ver­schwim­men dro­hte. oder auszufransen. ob die fransen eines hor­i­zontes schon den beginn eines neuen ankündigten. oder sein ende. ob diese lin­ien ein muster ergeben wür­den. und ob sie gemein­sam in der lage wären es zu sehen. zu zeich­nen. zu erin­nern. zu erzählen davon. und wie sehr die segel seines schiffes die kante des hor­i­zontes zu berühren imstande wären. ob sein segel ein flügel wer­den kön­nte. der flügel eine fed­er. und die fed­er eine hand in der sie selb­st weiß­grau und weich zu liegen kom­men kön­nte. ob sie sich fall­en lassen wür­den. in das segel. in den flügel. in die fed­er. in die augen des wür­fels. in seine oder ihre hände. ob sie dabei diesen kurzen auge­nauf­schlag. nur für ihn. ein­fach so. weil sie dann näm­lich vielle­icht mit den wim­pern die lin­ie des segels kreuzen kön­nte und damit die kante des hor­i­zontes und mit diesem flügel­gle­ich den rand seines blick­es um damit die spitze der fed­er zu streifen in der spiegelung des son­nen­strahles in den sechs augen des drit­ten kleinen wür­fels den er aus dem großen dun­klen nahm. allein dafür würde er gerne an ihrer seite bleiben. allein dafür würde er gerne mit ihr auf reisen gehen. mit ihr ver­schwinden. ver­loren gehen. ihr nicht gegenüber sitzen. son­dern immer seite an seite. um ihre aus­rich­tung zu spüren. ihren blick zu seinem zu machen. und seine lin­ie zu ihrer lin­ie. dabei wäre es ohne belang wer er sei. oder sie. oder es. er würde niemals von ihr erzählen müssen. er würde niemals von den lin­ien bericht­en müssen. nie­man­dem zu erk­lären ver­suchen was er meinte. was er wollte. was er dabei emp­fand. weil er ja mit ihr. und sie mit ihm. weil sie gemein­sam an bord dieses schiffes. das er an die äußer­ste kante des hor­i­zontes geset­zt hat­te. und sie. und damit nicht weniger tat als das was er unbe­d­ingt tun mochte. mit ihr tun wollte. und sie mit ihm schon längst machte. vielle­icht sog­ar musste. näm­lich das meer. näm­lich betra­cht­en. aus ein­er gemein­samen rich­tung. ein­fach nur betra­cht­en. hinein­blick­en. und dabei versinken und gese­hen wer­den. aus ein­er gemein­sam gezo­ge­nen lin­ie im augen­blick ihres auge­nauf­schlages. in diese eine welle. fall­en. das gefiel ihm. erzählte er leise. das würde ihm gefall­en haben. als eine schar vere­inzel­ter men­schen sich um ihn gestellt hat­ten und seinem flüstern seinem schreien seinem raunen und erzählen lauscht­en. als triebe seine geschichte eine bug­welle vor sich her. wohin ihn sein schiff gebracht hat­te. wohin seine hor­i­zonte schweiften. woher er zu fall­en gewohnt war. wodurch seine lin­ien sich weit­er zogen. und ihn selb­st an seinen eige­nen wim­pern. voran. und zurück. in jedem fall mit ihr und ihnen. zusam­men. und aus ein ander. das war ohne belang. das war doch völ­lig ohne bedeu­tung. murmelte er und sang daraufhin eine leise melodie die er ihr damals schon als sie zum ersten mal von bord gin­gen. dabei beschrieben seine wim­pern eine bewe­gung die vom lid seines auges aus­ge­hend in ein­er lin­ie zum hor­i­zont - an dem ein schiff ger­ade im begriff war seine segel einzu­holen ohne das rud­er herumzu­drehen und ohne ein ziel anzus­teuern. ein­fach nur treiben lassen. im wind. sagte er sich. ein­fach nur fall­en lassen. und wieder erzählte er vom fall­en. vom fall­en aller dinge. als wär der wind sein segel ihr lun­gen­flügel und der schiffs­bauch seine brust und ihr atem die luft die es in bewe­gung hielt ger­ade eben weil in diesem augen­blick ein grünäugiger wür­fel aus stein aus sein­er tasche fiel und ihr kurz­er auge­nauf­schlag in sein­er erin­nerung sech­säugig die kleine weiß­graue fed­er aus sein­er geöffneten hand­fläche wehte.
auge um auge flüsterte er und seine rechte hand griff nach einem stock. ein stock der auf seinen ver­schränk­ten beinen lag. beina­he ruhte. bal­ancierte. er wollte nicht mehr auf­ste­hen. sich nicht mehr erheben. nie wieder. war er doch gefall­en. und das fall­en gefiel ihm. redete er sich zu. nur noch fall­en. aus der zeit. aus der welt. selb­st im sitzen kon­nte man tief fall­en. wenn man sich nur darauf ein­lassen würde. auf sie. auf sich selb­st. auf einen anderen. auf ein anderes wesen. eines das man nicht selb­st ist. nie sein kön­nte. eine stimme näherte sich seinem linken ohr. flüsterte. öffnete seine linke hand. die zur faust geballt immer noch diese grauweiße fed­er. hielt schützte drück­te. und legte einen wür­fel in seine alten hand­flächen. die drei augen berührten die haut sein­er fin­ger. er tastete die straße das segel und eine hand. er hätte jed­er sein kön­nen und jede. und das zu allen zeit­en. jung alt. mask­iert oder unmask­iert. sein gesicht eine art offene wunde nach innen. er hat­te sich noch immer nicht früh genug aus dem weg geräumt. aus dem weg geträumt meinst du. flüstert die stimme. oder sicht­bar zum ver­schwinden gebracht. mit welch­er wende. wäre das je möglich gewe­sen. mit welch­er win­dung. ver­bun­den oder getren­nt von ihr von den anderen von sein­er vorstel­lung. ver­stellt er sich die sicht auf das weit­ere. auf das ferne. das nah ent­fer­nte. das ver­gan­gene und auf ihn zuk­om­mende. das unvorherse­hbare. sang er leise. und ob man will oder nicht. das unvorstell­bare geschieht. in sein­er betören­den schön­heit. in sein­er unfass­baren grausamkeit. in ein­er gle­ichzeit­igkeit die eine gle­ichgültigkeit voraus­set­zt. die er nie in der lage war zu erre­ichen. ver­schwinden sagt er ist ein vielfältiges erscheinen.