Fünf Gedichte

Von


kleine Dinge

1

mit dem Wind ist es so.
ich mag ihn manch­mal nicht,
weil er mir alles,
was ich vor mich werfe
wieder zurück und dann damit
ins Gesicht schlägt.
an einem Tag, der mich daran erin­nert,
wie mein Groß­vater
vor dem hölz­er­nen Garten­za­un ste­ht
und ins Gebüsch den Namen
mein­er Groß­mut­ter ruft,
sie solle da jet­zt bitte rauskom­men und ins Haus,
raschelt es.
meine Groß­mut­ter kommt aus dem Grü­nen her­vor.
schön­er als jede Blume,
die da wächst
kommt mit kleinen Schrit­ten und
trägt einen schw­eren Korb voll Quit­ten.
sehe zum ersten Mal,
was eine Quitte und,
dass sie in diesem Garten wächst.
riechen soll ich daran.
sie sagt es mit ihren hellen Augen.
hält mir die Frucht - dieselbe,
die in drei Wochen
schon wieder ver­fault sein wird,
ganz knapp vor meine Nase.

2

müde und
das Gefühl,
dass der Asphalt
jet­zt erst abzukühlen begin­nt

meine Füße wund getreten
vor einem Jahr schon
an einem hitzi­gen Tag
oder
wie sich die Spitze
eines kleinen Kiesel­steins
in die Haut der Ferse bohrt

und dort sofort ein­schläft

 

3

dann ging wieder der Wind.
und zwar so stark,
wie schon lange nicht mehr.
so stark,
dass er mich an den frühen Herb­st erin­nerte,
so wie jet­zt,
wo es recht früh schon dunkel
und diese Dunkel­heit
wie eine Krankheit plöt­zlich da ste­ht
vor Einem oder man selb­st davor oder darin,
ich will sagen,
dass mein Kopf aus dem Zugfen­ster ragte,
wie immer und ich schon
an der Ortschaft vor­bei gewe­sen sein muss.
die mit den hohen Bäu­men und dem Feld.
ich kenne den Namen nicht,
obwohl ich mir jedes Mal fest vornehme
den Namen der Ortschaft oder mir den Wald zu merken,
um hier­her zurück­zukehren.
an einen Ort an dem ich nur vor­beige­fahren,
ja,
von dem ich,
wären meine Augen geschlossen gewe­sen,
gar nichts wüsste

4

draußen das Weiße
wie es lose von da oben fällt und
wir hier unten
haben ganz laut
und mit stark­er Stimme
gesun­gen,
dass das Herz trau­rig,
zer­ris­sen
oder
will aufhören zu schla­gen

5

in ihm sagt es:
ich glaube, es hätte gere­icht,
wenn es an diesem Tag nicht gereg­net hätte.
wenn der Wind ein wenig schwäch­er gewe­ht
und die Wolken ein wenig niedriger ges­tanden wären.
es hätte vol­lkom­men gere­icht.
oder,
wenn ich in der Nacht zuvor
ein wenig bess­er geschlafen hätte.
wenn sich der drahtige Fed­erk­ern
der Matratze dieses eine Mal nicht so stark
in die Haut neben die Rip­penge­gend gebohrt
und mich aus­ruhen hätte lassen.
gere­icht hätte es,
wenn sie mit dem Fin­ger gezuckt
oder sich eine Wim­per aus­geris­sen und nach mir gewor­fen hätte.
es hätte mit großer Gewis­sheit gere­icht
und ich glaube,
ich hätte an diesem Tag,
anstelle mich aus dem Bett zu erheben,
im Schlaf umge­dreht und ich wäre geblieben.

6

aus den Augen
im Nebel ver­sunken,
schaue hin­aus,
befehle dem Baum
vor dem Fen­ster,
er soll ja blühen
im Früh­ling.

* * *

Schneeschmelze

ger­ade schmilzt noch der Schnee/
oben
legt Feld und Wurzeln in der Nacht frei
legt sich in Erde

ger­ade schmilzt er noch dahin
das Weiße /
die Raben
ver­lieren /
ver­legen eine Schicht
das Schwarze glüht
ger­ade noch gefroren /
wie die Augen schrumpfen
bit­tere Win­teräpfel
vergessen am Feld und
wie der Schnee schmilzt

jet­zt
beißt wer hinein

ver­zo­gene Haut /
ger­ade noch das Helle
vom Asphalt genom­men
abgekratzt /
den Win­ter
eingerollt

da zis­cht der Mor­gen schon das Grün aus

* * *

still und fremd

auf dir trägst du
ein Schat­ten­gesicht /
eines, das aus der Nacht
kommt

still und fremd ist’s gewor­den

lässt vergessene Wun­den heilen /
still und fremd
funkelt dort am Wegrand
ein Kiesel­stein /
sieht aus wie die Lunge /
atmet durch

der Ort, an dem sich
der Som­mer niedergelegt hat/
der Ort, an dem wir jung
zurück­ge­blieben

und

aus der Kind­heit gefall­en /
still und fremd
gewor­den /
kön­nen jet­zt nur noch den Zeit­en winken

* * *

tiho in tuje

znan obraz v temi
in tako, kot se bi
iz noči vrni­lo,
to kar nas peče
v spominu

tiho in tuje je

končno
se poz­abljene rane
v tihem celi­jo
in pozne­je še človek

tiho in tuje
se blešči
mehka svet­lo­ba
na kon­cu poto­van­ja

glej, črna pljuča
se odd­ah­ne­jo

očišče­na so

in tukaj
vse spet kot poleti
pre­rasli smo otroške dneve

zdaj
času mahamo

* * *

poči­van­je rib

mor­je z val­ovi
nežno boža ribe

voda
z nji­mi gov­ori

pod­nebi
pod beli­mi žar­ki
njih oči
srka­jo bliske vode

utru­je­na roka maha toku,
se še zad­njič poslovi

ko ribe poči­va­jo
začne podo­ba
črni­ti besede

jih skri­va
vid­no na papir